Blog Designwissenschaften

Multiple Bedeutungen: Produktaussagen entstehen im Kontext

Vortrag im Rahmen der Reihe “On Design”
Datum:  Donnerstag, 20.11.2008 und Freitag, 21.11.2008
Ort: Vortragsareal der Interior Lifestyle China in Shanghai

Das Problem der Offenheit von Bedeutung ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Missverständnisse in der Kommunikation sind nicht selten, sondern eher die Regel. Das bedeutet jedoch nicht, dass Kommunikation unmöglich ist – Fehldeutungen bieten vielmehr einen kreativen Fundus, der das Gespräch bereichert und zu neuen Inhalten führen kann. Im Bereich der Produktplanung und der Produktgestaltung wird dieses alltägliche Phänomen jedoch erst seit einigen Jahren erkannt und thematisiert. Dies hängt mit der – im Vergleich zur persönlichen Kommunikation – verhältnismäßig jungen Entwicklung unserer Industrie- und Konsumkultur zusammen.

Im Spannungsfeld zwischen Großserie und Einzelprodukt, zwischen anonymer Massenproduktion und individuellem Gebastel, zwischen steriler Ästhetik und unbearbeiteter Oberfläche entstehen neue Anforderungen an die entwurfsbegleitende Theorie und die gestalterische Praxis. Aber auch auf der Rezipientenseite ist das Feld breiter geworden. Konsumenten nehmen nicht mehr durchgängig an Lebensstilen teil, vielmehr mischen sie Marken- Produkt- und Stilwelten situationsbedingt, oder setzen diese zu neuen Identitätshybriden zusammen. Die Gestaltung, Markenbildung und der Vertrieb von Produkten sind somit nicht mehr vollständig planbar. Die Deutung und die Aufnahme von Produkten und Erlebnissen kann darum mit einer Black Box – einer nicht einsehbaren Informationsverarbeitungsmaschine – verglichen werden. Dieser Umstand erfordert auch auf designtheoretischer Seite neue Ansätze, die der kontextabhängigen Bedeutungszuschreibung Rechnung tragen und die Offenheit von Sinneseindrücken und deren Auslegung handhabbar machen. In meinem Vortrag versuche ich erste Lösungsmöglichkeiten zu skizzieren, wie die komplexen Bezüge und Interaktionen designtheoretisch beschrieben werden können.

© Thilo Schwer 2008

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Datum: Freitag, 3. April 2009 16:13
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