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Design = nachhaltig? Zwei Begriffe im Fokus – Gespräch mit Jörg Schmitz

Veröffentlicht in: „WerteWirtschaft: Nachhaltingkeit und gesellschaftliche Verantwortung als Basis für Kommunikation und Markenführung“ (2008) herausgegeben von Michael Geiss und Klaus Gourgé im plexus Verlag

Auszug:

Nachhaltigkeit ist grün, Design macht schön. Kommunikation erliegt oftmals verbalen und visuellen Allgemeinplätzen. Die inflationäre Verwendung des Wortes »nachhaltig« ist beredtes Beispiel dafür. Über den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Design zu sprechen, heisst, genauer hinzuschauen. Die Designer Thilo Schwer und Jörg Schmitz versuchen, »begrifflich aufzuräumen« und aus der Wechselbeziehung zwischen Nachhaltigkeit und Design mögliche Schnittmengen und Potentiale aufzuspüren.

Jörg Schmitz: Eine große deutsche Bank in Frankfurt, die derzeit saniert und zum umweltfreundlichsten Bürogebäude werden will, wirbt plakativ mit dem Slogan »wir freuen uns grün«. Ist Nachhaltigkeit eigentlich immer grün?

Thilo Schwer: In der Tat wird der Begriff in der aktuellen Diskussion meist oberflächlich auf eine ökologische Attitüde reduziert. Die Forstwirtschaft versteht unter ökologischer Nachhaltigkeit ein Wirtschaften, bei dem nur so viele natürliche Ressourcen genutzt werden dürfen, wie durch natürliche Vorgänge wieder regeneriert werden können. Bezogen auf das Beispiel einer Hochhaussanierung wird schnell klar, dass dieser Anspruch nicht eingehalten werden kann. Das soll nun natürlich nicht bedeuten, dass ein solches Engagement zwecklos ist. Aber die Verwendung des Begriffs greift zu kurz. Ich würde unter Nachhaltigkeit lieber Werterhaltung und Effizienz verstehen. Denn so kommt zur operativen Komponente auch eine konzeptionelle. Nachhaltige Gestaltung hat dann mit werterhaltender Kommunikation, mit Identität, mit einem effizienten Umgang mit Aufmerksamkeit zu tun. Alles Punkte, die eher mit einer langfristigen Haltung als mit einem kurzfristigen Engagement zu tun haben.

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Autor:
Datum: Freitag, 3. April 2009 15:44
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